Lesetipps rund um’s Bier
Der Georgitag ist der Tag des heiligen Georg, eines frühen christlichen Märtyrers aus Kappadokien, und wird am 23. April gefeiert. Außerdem ist der 23. April Welttag des Buches und Tag des deutschen Bieres. Sehen wir uns das doch einmal genauer an:
Welttag des Buches
Der UNESCO-Welttag des Buches entstand aus der katalanischen Tradition, am Namenstag des Schutzpatrons Georg (diada de Sant Jordi) Rosen und Bücher zu verschenken. Darüber hinaus ist der 23. April Geburts- und Todestag von William Shakespeare, Todestag von Miguel de Cervantes und der Geburtstag des isländischen Autors Halldór Laxness.
Dieser in über 100 Ländern gefeierte Tag steht ganz im Zeichen der Freude am Lesen. Bibliotheken, Buchhandlungen und Schulen organisieren Lesungen und andere Aktionen. Denn „Bücher sind ein Tor zur Welt. Sie ermöglichen den Dialog zwischen unterschiedlichen Generationen und Kulturen.“, so Dr. Roland Bernecker, ehemaliger Generalsekretär der UNESCO.
Tag des deutschen Bieres
In Deutschland steht der 23. April auch im Zeichen des Biers. Seit 1994 feiert der Deutsche Brauerbund mit dem Tag des deutschen Bieres an diesem Tag den Erlass des bis heute geltenden Reinheitsgebotes für Bier am 23. April 1516 durch die bayerischen Herzöge Wilhelm IV und Ludwig X. Zum Brauen sollten fortan nur Wasser, Malz und Hopfen verwendet werden. Die Bedeutung der Hefe war damals noch nicht bekannt.
Welttag des Buches und Tag des deutschen Bieres
Wir haben morgen also den Tag des Buches und den Tag des Bieres. Was wäre da naheliegender, als sich einmal mit beidem zu befassen? Mit Büchern und Bier? Also Bierbüchern? Und da gibt es durchaus Lesestoff, der Freude macht:
«Thereses Töchter» – ein Generationenroman um die Augustiner-Brauerei
Den Augustiner-Bräu in München kennt praktisch jeder, kaum jemand aber weiß, wie sehr die Geschichte dieser Brauerei von Frauen geprägt wurde. Der im Herbst 2021 erschienene Roman „Thereses Töchter“ von Marta Haberland, einer Nachfahrin der Gründerfamilie Wagner, erzählt diese Geschichte spannend und anschaulich – von der Augustiner-Bräuin Therese Wagner bis in unsere Zeit. Therese stand nach dem Tod ihres Mannes 1844 mit ihren fünf Kindern und einer nach den blutigen Bierkrawallen tief in der Krise steckenden Brauerei da.
Gegen den teils heftigen Widerstand der Münchner Brauherren führte sie die Brauerei selbst weiter. Mit ungeheurem Mut, viel Tatkraft und Offenheit für technische Neuerungen behauptete sie sich in der von Männern dominierten Münchner Braulandschaft, führte den Betrieb Richtung Großbrauerei und schuf die Voraussetzungen für den Brauereineubau an der Landsberger Straße, wo Augustiner noch heute braut.
Und auch unter ihren Nachfahrinnen gab und gibt es starke Frauen, die die Geschicke der ältesten noch bestehenden Brauerei Münchens lenken, wenn sie auch manchmal eher im Hintergrund wirken. So zum Beispiel Thereses Tochter Sophie, die sich für die Rechte der Frauen im Allgemeinen und ein Sozialsystem für Kellnerinnen stark machte.
„Thereses Töchter“ erzählt nicht nur die Geschichte der Familie Wagner und der Augustiner-Brauerei über anderthalb Jahrhunderte, sondern zeichnet auch ein farbiges Bild der Geschichte des Biers und der Stadt München. Dabei vermittelt der Roman interessante Einblicke in Gesellschafts- und Zeitgeschichte. Knapp 600 Seiten und zahlreiche Fotos aus der Familien- und Firmengeschichte: echter Lesegenuss – nicht nur für Münchner und Augustiner-Fans!
«Der Bierzauberer» – ein historischer Roman aus der Welt des Bierbrauens
Einen weiteren historischen Bogen spannt die (bisher?) fünfbändige Reihe „Der Bierzauberer“ von Günther Thömmes. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert spannen sich die Geschichten um Braulehrlinge, Bierkieser und Brauherren.
Der erste Band der Saga, „Der Bierzauberer“, entführt uns direkt ins tiefste Mittelalter. Ein geheimnisvolles Manuskript aus dem Jahre 1326 taucht auf. Der fränkische Brauer Niklas von Hahnfurt gerät in eine gefährliche Jagd, als ein fanatischer Inquisitor sein Augenmerk auf ihn lenkt.
Der zweite Band, „Das Erbe des Bierzauberers“, erzählt vom Leben des Bierkiesers Georg, der auf seinen abenteuerlichen Reisen durch das Heilige Römische Reich versucht, die Geheimnisse seiner Zeit zu ergründen und diverse Mordfälle aufzuklären.
Der Dreißigjährige Krieg bildet den Hintergrund des nächsten Bandes, „Der Fluch des Bierzauberers“. Der Brauherr Cord Heinrich Knoll verliert Familie und Brauerei. In den Wirren des Krieges ringt er darum, sich ein neues Leben als Brauer zu erschaffen.
Nun macht die Saga einen Sprung direkt ins beginnende 19. Jahrhundert: In „Das Duell der Bierzauberer“ reist Brauherr Gabriel Sedlmayr aus München nach England, um die in den englischen Brauereien bereits einsetzende Industrialisierung zu erkunden. Industriespionage und politische Intrigen zeichnen den Aufstieg der Bierbarone.
Im letzten Band „Tage des Hopfens, Tage des Zorns“ führt Gabriel Sedlmayr sein Unternehmen an die Spitze der europäischen Brauereien, während englische Brauereien mit der aufkommenden Arbeiterbewegung zu kämpfen haben. Auf der Pariser Weltausstellung 1867 kommt es zum Showdown der Bierzauberer…
Autor Günther Thömmes ist selbst Brauer, so dass die Bierzauberer-Saga detailliert recherchiert ist. Sie erzählt im Prinzip die Geschichte des Bierbrauens. In die Erzählung eingesponnen sind spannende Kriminalfälle und tragische Liebesgeschichten, die vor dem Hintergrund der turbulenten Zeitgeschichte ihren Lauf nehmen. Das geheimnisvolle Manuskript aus dem Mittelalter begleitet dabei die Geschicke der Protagonisten: echtes Lesevergnügen für interessierte Bierliebhaber.
«Der Sanktus» – Bierkrimis rund um einen Münchner Brauer
Und dann gibt’s da noch den Sanktus, alias Alfred Sanktjohanser, eindeutig eine Figur unserer Zeit, wenn auch der Held der Bierkrimis von Andreas Schröfl gern zuweilen der guten alten Zeit nachhängt und dann ein wenig an alte bayerische Kultsendungen wie „Irgendwo und sowieso“ oder „Monaco Franze“ erinnert. Der Sanktus ist ein echtes Münchner Gewächs, aufgewachsen im Stadtteil Haidhausen.
In mittlerweile sechs Bänden wird der liebenswerte Brauer und Ex-Polizist in verzwickte Mordfälle verwickelt, die er – mehr oder weniger – in Zusammenarbeit mit dem Bichä (Kommissar Bichlmaier), dem – mehr oder weniger – geschätzten Drengler (Dr. Engler), seinen ehemaligen Brauer-Kollegen Bummerl, Graffiti, Giovanni und Schlauch und seiner großen Liebe Kathi aufklärt.
Die Ermittlungen führen den Sanktus nicht nur in die Brauerei, sondern auch in das Milieu der Studentenverbindungen, die Craft-Beer-Szene, ein schickes Wellness-Hotel in der Hallertau und in kirchliche Kreise. In einem Band bekommt er es gar mit einem Nachahmer von Jack the Ripper zu tun.
Wenn auch der Stil der Sanktus-Bücher ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, da komplett in der zweiten Vergangenheit geschrieben (laut Autor Andreas Schröfl kennt der Bayer keine erste Vergangenheit und beherrscht sie auch nicht), vermittelt der Sanktus echtes Münchner Lebensgefühl: entspannender Lesespaß.